Lavendel
Lavandula angustifolia
(Lamiaceae)
B-Fr-St, 1-2, so, 40-80 cm, VI-VIII
Sandig-kiesig, wenig humos, pH 7+, NPK+(+Ca), Z5,
Sch
Ich liebe Lavendel, aber was macht man, wenn an der Terrasse, da wo man abends mit den Fingern die duftenden Kräutern streicheln möchte, feuchte, saure und sehr humose Bedingungen herrschen? Richtig: ein großes Pflanzgefäß muss her, vielleicht nicht nur eines!
Lavendelduft gehört für mich zu den frischen Sommer- und gute Laune Aromen, auf die ich nie verzichten möchte, auch wenn die zunehmend nassen Winter das Leben für die Pflanzen sehr schwer machen. Kälte ist nicht wirklich ein Problem, es gibt Lavendelsorten, die mehr als ausreichend winterhart sind und sogar in Pflanztrögen draußen kein Problem haben.
Lavandula angustifolia © garten-puk.de
Und wer liebt meinen Lavendel mindestens ebenso? Unser Steinmarder: er kommt jedes Jahr ausgerechnet dann in Stimmung, wenn der Lavendel beginnt so richtig schön auszutreiben - also im April oder Mai - und wälzt sich in der Pflanze bis sie völlig platt ist. Er parfümiert sich für die Damenwelt, das kann ich ihm nicht übelnehmen. Trotzdem versuche ich es zu verhindern, indem ich kräftige, kurze Stöckchen um die Pflanze stecke, das mag er gar nicht. Bei Steppensalbei, den er olfaktorisch ebenso anziehend findet, ist mir das schon ganz gut gelungen.
Spiegelnde Gegenstände, z.B. Glasflaschen mag er auch nicht. Wenn er jedoch so richtig in Stimmung ist hilft nur ‚Marderspray‘ (Geraniumöl) - danach stinkt dann der ganze Garten. Dafür ist es für das Tier unschädlich aber sehr wirksam. Ein Ultraschallgerät funktioniert ebenfalls sehr gut. Vögel und meine lieben Zugehkatzen lassen sich davon nicht abschrecken, man kann die Frequenz speziell für Marder einstellen. Wer eine bessere Idee hat, kann mir gerne schreiben!
Lavendel ist von altersher eine wichtige Heilpflanze, die in Frankreich und England großflächig angebaut wird. Die ätherischen Öle aus Blüten und Blättern wirken beruhigend und harmonisierend. Wer schlecht einschlafen kann, sollte sich ein Säckchen mit Lavendelschnitt neben das Bett legen und eine Traumreise in den Süden unternehmen. Gegen Motten hilft Lavendel auch recht gut, aber nicht ewig.
Pflanzen
Lavendel ist eine Macchia-Staude und eigentlich ein Halbstrauch, deshalb liebt er die volle Sonne des Südens und kargen, kalkhaltigen eher trockenen Boden. Das gilt jedoch nicht in gleichem Maße für die englischen Sorten (Munstead und Hitcote), die besser an ein feuchteres Klima angepasst scheinen. Viele Sorten aus den südlichen Gefielden sind eigentlich ganz gut winterhart, mögen jedoch die Nässe nicht, die häufig in der kalten Jahreszeit bei uns herrscht. Die englischen Sorten bleiben auch bei einem verregneten Frühjahr wie in 2024 schön, wenn die Drainage einen guten Job macht.
Nach den „Eisheiligen“ kann Lavendel gepflanzt werden. Wenn man das am richtigen Standort und mit dem richtigen Substrat macht, ist die Pflanze sehr robust (Kräutererde, Dauererde oder mit Sand versetzte Blumenerde). Wer einmal wilden Lavendel im Süden gesehen hat wird verstehen, dass die Pflanze am liebsten auf Schotter und mageren Stellen gedeiht. Wie Thymian und Rosmarin säht er sich manchmal bei uns in den Ritzen der Terrassenplatten selbst aus, überlebt dort jedoch den Winter nicht.
Pflegen
Lavendel sollte man nicht düngen liest man häufig, - das ist so nicht richtig! Kali und Kalk gehört auf jeden Fall dazu, denn, will man den Lavendel-Experten glauben, sorgen sie für einen intensiven Duft. Inzwischen gibt es, man glaubt es kaum, sogar speziellen Dünger für Lavendel. Das ist wirklich nicht notwendig. Ein ausgewogener Dünger mit wenig Stickstoff, nur zu 50% dosiert sowie etwas Algenkalk 1-2 mal im Jahr tut ihm sichtlich gut, ohne dass die Blätter ‚lappig’ und übermäßig groß werden. Kompost in kleineren Mengen kommt ebenso wie Dung auch in Frage, nur keine Hornspäne, Wolle oder ähnliches.
Schneiden
Auf keinen Fall schneide ich Lavendel im Herbst oder Frühjahr zurück, es gibt nur einen richtigen Zeitpunkt, jedenfalls in unseren Breiten: nach der Blüte je nachdem im Juni, Juli oder August. Der Rückschnitt ist sehr wichtig - egal für welche Sorte man sich entscheidet, Lavendel bleibt nur schön kompakt und verzweigt, wenn er zurückgeschnitten wird.
Bei sehr großen Sträuchern, wie es sie häufig in den Mittelmeerländern gibt, erledigen das die Gärtner mit einer Heckenschere. Der richtige Schnittpunkt ist dort, wo das alte Holz, also die dunklen Teile, beginnen. Bei gesunden Pflanzen sitzen unterhalb dieses Punktes kleine Blätter und Triebspitzen, die dann austreiben. Schneidet man zu tief, treibt der Lavendel schlecht aus. Ein zu hoher Schnitt führt dazu, dass zu lange Triebe entstehen, die umfallen oder bei Schnee auseinanderbrechen.
Das sieht zunächst einmal nicht so schön aus, aber bald ist die Pflanze wieder kompakt und verzweigt sich gut und das mindert auch die Schneebruchgefahr. Im Winter muß bei älteren Pflanzen unbedingt darauf geachtet werden, dass sie nicht durch die Schneelast auseinander brechen. Ein paar Tannenzweige, die zu einem Kegel zusammengebunden werden können, sind hilfreich. Da Lavendel als immergrüne Pflanze jedoch auch im Winter Photosynthese betreibt und sich so ernährt, sollte man die Abdeckung bei mildem Wetter auch wieder entfernen.
Vermehren
Lavendel kann supereinfach durch Stecklinge vermehrt werden. Durch den Schnitt im Sommer fallen ohnehin viele Triebspitzen an, die nur in Bewurzelungspulver getaucht und dann in sandige Aussaaterde gesteckt werden müssen. Dazu nimmt man den Austrieb ohne Blüten. Der dann folgende neue Austrieb kann natürlich auch verwendet werden, ebenso wie einzelne Zweiglein, die im Frühjahr der schönheit halber weichen müssen.
Sämereien gibt es ebenfalls für viele Sorten, das funktioniert ebenso, ist aber langwieriger. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass das Saatgut sehr ungleichmäßig und verzögert keimt, das scheint bei Lavendel immer der Fall zu sein. Die Keimung kann über 4 Wochen dauern, also die Saatschalen nicht zu früh entsorgen.
Lavendel im Topf braucht wegen der holzigen, langen Wurzel und der feinen Wurzelverzweigung große, tiefe Töpfe und sollte deshalb jährlich umgetopft werden. Viele der sonnenliebenden Kräuter haben lange Wurzeln um in einer trockenen Umgebung an genügend Wasser zu kommen.
Teilen ist keine gute Idee, Absenker sind mir persönlich zu umständlich. Stecklinge sind für Lavendel sicher und einfach zu kultivieren.
Lieblings-Sorten
Lavandula angustifolia ‚Hidcote Blue‘, dunkles Lavendelblau, 40-50 cm, VI-VII
Wächst sehr kompakt und etwas langsamer, für Töpfe und Kübel sehr gut geeignet.
Lavandula angustifolia ‚Hidcote Pink‘, blass-hellrosa, 40-60 cm, VI-VII
Lavandula angustifolia ‚Munstead‘, lavendelblau, 40-60 cm, VI-VII
Sehr winterhart, wenn der Boden trocken genug ist.
Lavandula angustifolia 'Maillette' (Provence-Lavendel), 70 cm, VI-VII
Sehr winterhart, hohe Blütenstengel, niedrige Kissen, hoher Ölgehalt - das macht die Ernte leichter und besser.
Lavandula angustifolia 'Lumière des Alpes', helles, kräftiges Blau, 70 cm, VI
Sehr winterhart, schöne, leuchtende Farbe.
Lavandula angustifolia 'Ellagance snow', weiß, 40-60 cm VI-VII
Schöne, kompakte weiße Sorte (englischer Lavendel)
Traum-Partner
Auch wenn es eine klassische Kombination ist, Rosen vertragen sich in unseren Breiten besser mit anderen Partnern, ja auch bei Rosen gibt es große Unterschiede, hitzeverträgliche Sorten passen gut, englische Rosen und Sorten, die einen leicht sauren, humosen Boden bevorzugen passen überhaupt nicht. Lavendel fühlt sich in kiesigen, sehr sonnigen Bereichen am wohlsten, dort wo auch Rosmarin, Katzenminzen und verschiedene Salvia-Arten den Winter gut überstehen.
Pflegeplan
Vorfrühling II-III | Frühling IV-V | Sommer VI-VII | Spätsommer VIII-IX | Herbst/Winter XI-I |
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Winterschutz entfernen | D: Wenig min. Langzeitdünger, ggf. Algenkalk | - | Schnitt nach Blüte sehr wichtig! | Gegen Schneebruch schützen, nicht zurückschneiden |