Oleander
Nerium oleander
(Apocynaceae)
Fr, 2-3, so-hs, 80-180 cm, VI-X
Sandig-Kiesig, wenig humos, pH +/-7, NPK+++(+Ca),
Z9,
Sch
Meine Oma brachte aus unseren Urlauben an der Riviera immer Oleanderzweige im Väschen mit. Oleander ist leider ziemlich giftg, aber auch ungemein schön und sehr leicht zu vermehren. Die Zweige im Väschen bekamen schnell Wurzeln und wurden in ganz normaler Blumenerde zuhause weiterkultiviert, das ist keine Kunst.
Oleander stammt ursprünglich aus Marokko und Südspanien hat inzwischen aber weltweit Karriere gemacht. In Europa gehörte er seit Jahrhunderten zu den klassischen Orangerie-Pflanzen, die sich wohlhabende Adelige oder Bürger leisteten. Wer Oleander liebt, sollte sich gleich von Anfang an geeigneten Überwinterungsmöglichkeiten überlegen, sonst lohnt es sich nicht.
Meine Lieblingssorte wächst seit etwa 20 Jahren in einem großen Gefäß auf der Terrasse und blüht in einem herrlich leuchtenden lachs-rosa. Ein paar ‚Geheimnisse’, wie das gelingt verrate ich gerne.
Nerium Oleander ‚Madame Leon Blum‘ © vogg-pe.de
Pflanzen
Das Substrat muss die große Pflanze im Kübel gut halten können, die Wurzeln wachsen immer bis an den Rand des Topfs und zwar so dicht, daß fast die gesamte Erde verdrängt wird. Das beste Substrat hierfür ist ‚Dauertrogerde‘, ein lockeres Gemisch aus organischen Bestandteilen, Sand, Ton und Lava - das hält die Pflanze stabil im Topf, auch wenn es windig auf der Terrasse ist. Klassische Blumenerde, und auch die Erden, die speziell für mediterrane Pflanzen angeboten werden, sind nicht optimal. Letztere sind nur zum Mischen geeignet und für kleinere Pflanzen brauchbar.
Je mehr Sonne der Oleander bekommt, umso mehr Blüten setzt er an. In kühlen, regenreichen Sommern blüht er deutlich weniger, das ist völlig normal. Mein Oleander wird bei Dauerregen im Sommer unter die Überdachung gerollt, das hilft ein wenig. Oleander braucht zwar viel Wasser, da er naturgemäß in Flussniederungen wächst, aber nicht von oben. Dagegen dürfen die „Füsse“ ruhig nass stehen. Dafür habe ich im untersten Viertel des großen Trogs eine dicke Folie unterlegt (ohne Löcher versteht sich). Was darüber hinaus geht, kann allerdings ablaufen. Kleinere Töpfe sollten in hohen Untersetzern stehen, in denen das Wasser stehen bleiben kann (außer man möchte keine Mücken züchten, dann ist die Folienlösung immer das Beste).
Pflegen
Oleander ist sehr durstig. An heißen Tagen will er durchdingend schon morgens gegossen werden. Austrocknen überlebt er durchaus aber nur unter Protest: er wirft Blätter und Blüten ab.
Dauerhaft verträgt Oleander kein Regenwasser – hiervon wird die Erde im Kübel zu sauer. Die Pflanze liebt kalkhaltigen Boden und somit auch kalkhaltiges Leitungswasser. Zweimal im Jahr bekommt er etwas Algenkalk, denn Topfsubstrat wird mit der Zeit immer saurer, das bringt der Abbau der Nährstoffe durch die Pflanzen mit sich.
Oleander ist ein Starkzehrer, d.h. er benötigt eine ordentliche Portion mineralischen Dünger, bestenfalls in flüssiger Form. Das sorgt für eine dichte Belaubung und schöne, große Blüten. Zitrusdünger mit einem hohen Anteil an Stickstoff ist sehr gut geeignet. Das darin enthaltene Eisen sorgt außerdem für kräftig grüne Blätter.
Oleander wächst ausgesprochen schnell, junge Pflanze benötigen jährlich einen neuen Topf. Vor dem Umtopfen von größeren Sträuchern kann man die Krone zusammenbinden, das macht es einfacher. Der Wurzelballen ist meist sehr dicht und hart und wirkt wie ‚festgefressen‘. Er löst sich leichter aus dem Topf, wenn er gut gewässert wird. Die Wurzeln dürfen mit einem sehr scharfen Messer ruhig ringsum bis zu 1/3 eingekürzt werden, in frischem Substrat wachsen sie schnell nach und der Stock bekommt insgesamt einen Wachstumsschub. Ich gebe zu, es kostet mich immer etwas Überwindung, funktioniert aber hervorragend.
Überwintern
Frostfrei Überwintern versteht sich in unserer Lage auf fast 700 Meter von selbst, aber nicht zu früh! Oleander verträgt bis -5°C, sagt man - er verträgt sogar mehr, sage ich, will es aber nicht immer darauf ankommen lassen. Meist räume ich die Pflanzen Ende November ein. Ab April kann er wieder ins Freie, aber auch das hängt vom Langzeit-Wetterbericht ab.
Ideal für die Überwinterung wäre ein ‚Kalthaus‘, d.h. ein unbeheiztes Gewächshaus mit Temperaturen um die 5° C. Ein kaltes, helles Treppenhaus wäre auch geeignet, beides habe ich nicht. Je wärmer er steht, desto mehr Licht und Wasser benötigt Oleander. In meinem Pflanzenkeller, in dem im Winter bis zu 14°C herrschen, habe ich deshalb Pflanzenleuchten mit speziellem Spektrum installiert, das paßt perfekt auch für andere mediterrane Pflanzen. Seit ich das Licht habe, verlieren die Pflanzen kaum Blätter.
Die Pflanzen im Keller werden nur gegossen, wenn die oberste Schicht Erde schon trocken ist. Da kann man nicht sagen, einmal die Woche reicht - manchmal ist es nur einmal im Monat! Gerade bei heller und nicht so kühler Überwinterung brauchen alle mediterranen Pflanzen gelegentlich Wasser. Oleander darf aber nicht mehr im Wasser stehen, wie im Sommer.
Wirklich wichtig für die Überwinterung ist die genaue Untersuchung auf
Schädlinge: Blattläuse, Schildläuse und Spinnmilben.
Ist der Befall groß, müssen Pflanzenteile weggeschnitten werden. Vorbeugend ist
Neemöl eine gute Lösung. Ich spritze alle Pflanzen, die in den Pflanzenkeller kommen an einem regen- und windfreien Herbsttag und lasse sie trocknen. Bevor der Regen die Brühe wieder abwäscht, müssen die Pflanzen dann allerdings eingeräumt werden. Das macht Arbeit, ist aber biologisch vertretbar und sehr erfolgreiche. Alternativen dazu gibt es inzwischen auch Gärtnereien, die großen Pflanzen abholen und überwintern. Wenn wir die riesigen Tröge nicht mehr schleppen können, ist das sicher eine Überlegung wert.
Schneiden
Oleander ist sehr schnittverträglich und kann bis auf den Stock zurückgeschnitten werden. Das kann notwendig werden, wenn die Pflanzen nach dem Überwintern so von Schädlingen befallen sind, das ansonsten nur die Biotonne in Frage kommt. Bisher war das bei mir noch nie notwenig, deshalb mache ich das wie bei allen anderen Gehölzen: schwache, blattlose Triebe werden herausgenommen, ein bis 2 alte, dicke Äste unten am Stock abgeschnitten, allerdings so, daß 2-3 der winzigen Knospenpunkte stehen bleiben, sie treiben wieder aus.
Die Blütenstände dürfe nicht herausgeschnitten werden, sie bilden immer wieder, oft über mehrere Jahre neue Knospen. Schneidet man sie heraus, wird nichts aus der Blüte. Viele wissen das nicht und wundern sich, dass ihr Oleander nicht blüht. Wenn die Blütenstände völlig abgeblüht sind, lassen sie sich leicht herausbrechen.
Oleander blüht nur am zwei-jährigen Holz. Deshalb ist er ganz und gar nicht für einen ‚Formschnitt‘ geeignet. Wenn er getrimmt wird, sollte man wissen, wie er reagiert.
Vermehren
Oleanderzweige ohne Blüten, ca. 20 cm lang schneiden, die unteren Blätter entfernen, ins Väschen stellen und abwarten. Die Wurzeln sind manchmal schon nach einer Woche zu sehen. Wenn sie etwa 1-2 cm lang sind, in Bewurzelungspulver tauchen und in Pflanzerde stecken. Das mache ich im Frühsommer. Die Jungpflanzen gedeihen sehr schnell und kräftig. Ab der vierten Woche im Topf kann zum ersten mal vorsichtig gedüngt werden. Meine „Ableger“ sind immer alle angegangen und im darauf folgenden Jahr bereits 30 cm hoch und verzweigt, das geht völlig problemlos und gelingt auch Anfängern wie mir auf Anhieb. Im dritten Jahr würden sie spätestens blühen, ich schneide sie aber dann auf 10-15 cm zurück, damit sie sich besser verzweigen (wenn ich es übers Herz bringe).
Lieblings-Sorten
Es gibt sehr viele, schöne Farben und Sorten. Mein Lieblinge sind jedoch ungefüllte, robuste Sorten, mit reinen, klaren Farben.
Nerium Oleander ‚Madame Leon Blum‘, kräftig lachsrosa, 160 cm, VI-X
Nerium Oleander ‚Alsace‘, weiß-hellrosa überhaucht, sehr robust und regenfest, 160 cm, VI-X
Nerium Oleander ‚Italia‘, leuchtendes kirschrot, besonders robust und winterhart (angeblich bis -20°C) könnte bei uns sogar ausgepflanzt werden.
Traum-Partner
Alle anderen mediterranen Kübelpflanzen: Zitrusfrüchte, Rosmarin, Lavendel, Mandevilla, Rosen natürlich ganz besonders.
Pflegeplan
Vorfrühling II-III | Frühling IV-V | Sommer VI-VII | Spätsommer VIII-IX | Herbst/Winter XI-I |
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- | Ab April ins Freie bringen, D: Zitrusdünger flüssig, ggf. Rückschnitt, bei Frost abdecken (< -5°C) | D: Zitrusdünger flüssig, regelmäßig bis Ende August | - | Pflanzenschutz und Einräumen ins Winterquartier |