Waldrebe
Clematis Hybriden, C. recta
(Ranunculaceae)
GR, 1-2, so-abs, 200-500 cm, Blüte sortenabhängig
Lehmig-sandig, sehr humos, pH 5,5-6, NPK++, Z5-8, Schnecken!
Clematis sind wunderschöne Waldpflanzen und inzwischen gibt es für fast alle Verwendungszwecke, vom Pflanzkübel bis zur üppigen Begrünung von Mauern, Pergolen und Bäumen passende Sorten. Alle mögen frische, kühle Standorte und wie man sagt 'die Füsse im Schatten und den Kopf in der Sonne'.
Clematis Hybriden ,Rouge Cardinal' und ,Nelly Moser' © garten-puk.de
Die Familie ist groß und vielfältig, leider habe ich bisher nur zwei Hybriden, eine davon allerdings schon mehr als 20 Jahre. Sie nutzt den Efeu, der unser verwittertes Gartenhäuschen umwuchert als Klettergerüst. Die samtroten, großen Blüten passen zum verwitterten Holz und dem alten, knorrigen Efeu ganz ausgezeichnet - finde ich.
Clematis, auch Clematis montana, sind keine europäischen Arten sondern kommen aus Ostasien. Es gibt also keine stark spezialisierten Insekten, die die Blüten anfliegen. Clematis Alpina ist eine der ganz wenigen bei uns heimischen Wildarten mit kleinen, violettblauen glockenförmigen Blüten, die gerne in alte Bäume hineinwächst.
Pflanzen
Die meisten Clematis-Arten ranken gerne an Bäumen oder Klettergerüsten. Heiße Mauern mögen sie alle nicht, ebenso Stellen an denen der Boden „aufheizt“ und im Sommer austrocknet. Auch ständiges Gießen hilft dann nichts. Die Pflanzstelle muss im Schatten liegen, eine mittelhohe Staude davor, z.B. Rosen oder Silberkerzen. Tonscherben von zerbrochenen Blumentöpfen schützen den Boden auch sehr gut vor dem Austrocknen und lassen sich dakorativ anordnen.
Meine dunkelrote Clematis-Hybride wächst in einem alten, großen Tongefäß, dem der Frost den Boden weggesprengt hat und das ich halb in die Erde eingelassen habe. Irgendwie gefällt ihr das, sie ist dort nicht dem Wurzeldruck des Efeus ausgeliefert und der Ton sorgt für gleichmäßige Feuchtigkeit und Kühle.
Generell brauchen Clematis ein wirklich großes Pflanzloch, ohne Staunässe (gut doppelt so breit und tief wie das gelieferte Gefäß). Lehmiger Boden muss unbedingt 'aufgebrochen' und mit Sand und Pflanzerde verbessert werden. Obenauf kommt zum Schluß noch eine Lage Kompost. Sehr wichtig ist, dass die Clematis sich zur Rankhilfe neigend und 5-10 cm tiefer gesetzt wird.
Pflegen
Clematis ist kein Kostverächter und gerade die großblütigen Hybriden wollen gut gedüngt werden. Kompost im Frühjahr ist obligatorisch, möglicherweise auch eine Handvoll Rhododendron-Erde und Laub. Ein zusätzlicher Dünger unmittelbar vor der Blüte, am besten Pferdemist oder Paletts, gibt für alle Sorten, ob sie nun im Frühling oder später blühen den notwendigen Wachstumsschub.
Schnecken nagen gerne die frischen Triebe ab und die Blüten werden manchmal auch von Raupen angeknabbert. Aber was soll´s, Danken und Teilen ist die Devise im naturnahen Garten.
Irgendwo habe ich gelesen, dass Clematis Ameisensäure nicht vertragen, deshalb sollte man darauf achten, dass die Winzlinge sich nicht ausgerechnet in der Nähe einer Clematis ein Nest bauen.
Steht die Clematis zu warm, können verschiedene Pilzkrankheiten auftreten, die nur schwer ohne Fungizide zu bekämpfen sind. Dann ist es besser einen anderen Ort für die Pflanze zu suchen.
Schneiden
Jetzt wird es etwas kompliziert, aber keine Sorge - umbringen kann man die Pflanzen durch falschen oder gar keinen Rückschnitt kaum, nur die Blüte wird nicht so stürmisch ausfallen.
Grundsätzlich mach man nichts falsch, wenn die Triebe nach der Hauptblüte um ca. 1/3 zurückgeschnitten werden, für spät blühende Sorte kann dies erst im September sein. Bereits verholzte Stämmchen von älteren Pflanzen sollten dabei nicht beschädigt werden. Auch wenn die dürren Stengel so aussehen, als würden sie schon komplett hinüber sein - das täuscht, am grünen Ring an der Schnittstelle sieht man was noch Saft und Kraft hat. Clematis, die bereits im April Knospen haben sollten auf jeden Fall erst nach der Blüte geschnitten werden, da ist man für den Frühjahrs-Rückschnitt einfach zu spät dran.
Gärtner unterscheiden drei Schnittgruppen, die vom Blütezeitpunkt und der Wuchsform abhängen:
Gruppe 1: Rückschnitt der „wilden“ Arten
Z.B. ‚Clematis alpina’ und 'Clematis montana', muss gar nicht zurückgeschnitten werden. Wenn sie stark wuchern können etwa alle 4-5 Jahre, die Hälfte der Triebe komplett zurückgeschnitten werden. Ein Rückschnitt nach der Frühjahrsblüte, der die Ranken in Form bringt ist ohne weiteres möglich.
Gruppe 2: Zweimal blühende Clematis
Dazu gehören die im Frühsommer blühenden, großblumigen Hybriden wie ‚Rouge Cardinal‘. Sie werden nach der ersten Blüte, wenn möglich, leicht zurückgeschnitten um die quirligen Fruchtstände zu entfernen, was eine zweite Blüte bewirken kann. Im Winter/Frühjahr (spätestens Anfang März noch vor dem Austrieb) werden sie stark auf 30-50 cm zurückgeschnitten. Sie entwickeln ihre Blüten an den neuen Trieben.
Gruppe 3: Staudig wachsende Clematis und 'Vinticella'
Staudenclematis sind keine Kletterpflanzen im eigentlichen Sinne sondern verhalten sich wie Stauden. Sie ziehen über den Winter ein und werden im Spätherbst oder im zeitigen Frühjahr auf eine Handbreit zurückgeschnitten.
Ebenso wird die robuste italienische Waldrebe (Clematis vinticella) , von der es immer mehr schöne und großblumige Sorten gibt, im Winter oder im zeitigen Frühjahr auf 30-50 cm zurückgeschnitten. Sie blüht ebenfalls am neuen Austrieb und blüht in den Sommer-Monaten. Außerdem wuchert sie nicht so stark und wird in der Regel nicht mehr als 2-3 Meter hoch. Allerdings verträgt sie keinen sauren Boden.
Vermehren
Für den minimalistischen Bedarf eines Hausgärtners vermehrt man am besten Steckling im April oder Mai. Samen sind schwer zu bekommen und die großblumigen Hybriden werden wahrscheinlich immer nur vegetativ vermehrt.
Lieblings-Sorten
Clematis patens Hybride ‚Rouge Cardinal‘, dunkles Purpur, 250 cm, VI-IX
Sie gehört zu den frühen Hybriden. Ein Rückschnitt auf ca. 50 cm im März fördert den Austrieb, so blüht sie den ganzen Sommer über. Meine Clematis hat schon einen richtigen kleinen Stamm, deshalb bin ich mit dem Rückschnitt im Frühjahr vorsichtiger.
Die Sorte gibt es bereits seit 1968, sie stellt keine Ansprüche an die Erde und ist sehr gut winterhart (Z6). Sie ist auch für große Pflanzgefäße geeignet.
Clematis patens Hybride ‚Nelly Moser‘, weiß-rosa, 250 cm, V-VI + IX
Sehr bekannte und bewährte Sorte, seit 1897 im Handel. Wenn sie gut eingewachsen ist, blüht sie zweimal im Jahr, das kann allerdings einige Jahre dauern. Will man auf Nummer Sicher gehen, setzt man zwei Pflanzen. Nach der ersten Blüte sollte ein Rückschnitt auf 100 cm erfolgen, aber die Empfehlungen zum Schneiden dieser Sorte könnten unterschiedlicher nicht sein! ein kompletter Rückschnitt auf 50 cm Anfang März hat bei meiner Pflanze auch nicht geschadet, im Gegenteil, der Neuaustrieb war wunderbar!
Nelly Moser ist eine Kreuzung aus Clematis ‚Bélisaire‘ x Clematis ‚Marcel Moser‘. Gute Informationen hierzu findet man bei ‚schmid-gartenpflanzen.de'
Clematis montana var. ‚Rubens’, hellrosa, 500 cm+, IV-V
In Oberbayern häufig zu sehen, sehr groß, sehr wüchsig mit meterhohen rosa Blütenkaskaden, sogar zur Begrünung von Straßen-Böschungen verwendet. Die Kombination mit Rosen wird nicht empfohlen, die Schlingpflanze überwuchert einfach alles.
Clematis montana ‚Freda’, dunkel grünes, rötliches Laub, dunkelrosa Blüten, 500 cm+, IV-V
Sehr farbintensive Sorte, nicht ganz so starkwüchsig und sehr gut schnittverträglich (Z6). Kleine dunkelrosa Blüten und dunkles Laub, ein ganz zauberhafter Hintergrund an dunkel gestrichenen Rankhilfen.
Traum-Partner
Kletterrosen und Rambler natürlich, jedenfalls für die großblütigen Sorten. Eine Umgebung mit verschiedenen Arten der Glockenblume, dazu weißer Waldstorchschnabel, Frauenmantel und verschiedene Frühlingsblüher - ein Träumchen!
Pflegeplan
Vorfrühling II-III | Frühling IV-V | Sommer VI-VII | Spätsommer VIII-IX | Herbst/Winter XI-I |
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RS Gruppe 2 und 3 | D: Kompost, ggf. Rosendünger | Leichter RS nach Blüte möglich (neuer Austrieb) | - | - |