Beste Erde für Sämlinge und Jungpflanzen
Die beste Anzuchterde ist fein und locker, enthält keinen Dünger, schimmelt nicht und hat ein gutes Wasserhaltevermögen bei gleichzeitiger Durchlässigkeit. Sie darf keinen Dünger enthalten, sonst entwickeln sich die Wurzeln nicht ausreichend - und das ist ganz entscheidend für eine kräftige, widerstandsfähige Pflanze.
Die ‚meistgekauften‘ Kräuter- und Anzuchterden sind deshalb ein wirkliches Ärgernis! Das Material besteht zum größten Teil aus viel zu großen Holz- und Rindenteilen bis zu 2 cm Größe (!), das kann man für feine Samen vergessen! Regelmäßig ist die Erde bereits im Plastiksack schimmelig und ebenso regelmäßig tauchen Trauermücken auf, die man erst recht nicht brauchen kann. Außerdem ist das Substrat für viele Kräuter einfach zu sauer (pH 5,5 und sogar darunter).
Abhilfe: sieben und im Backofen sterilisieren (150°C ca. 1 Stunde reicht ) eine alte Tortenform oder ein tiefes Backblech ist dafür bestens geeignet. Den pH-Wert kann man mit Algenkalk heben. Aber wenn man das alles ohnehin machen muss, wozu dann teure Erde kaufen?
TIP: verlange sehr feine Anzuchterde ohne Torf mit einem nur leicht sauren pH-Wert (6.0), da bleiben nur 2-3 taugliche Produkte übrig. Zuschlagsstoffe wie Algen oder etwas Perlite schaden keinesfalls, nur kein Dünger!
Perlite sind die weiße kleine Kügelchen oder Klümpchen die man oft in der Erde von gekauften Jungpflanzen findet. Sie werden aus Vulkangestein- bzw. Glas gewonnen, sind sehr leicht, werden in Deutschland hergestellt und haben eine ausgezeichnete Wasserhaltefähigkeit. Das ist also kein Styropor oder Polystyrol - sollte mal gesagt sein.
Hybride ,E‘ © garten-puk.de
Grund-Rezept für selbstgemachte Anzucht- und Jungpflanzenerde:
- 1/3 lockere Gartenerde - nicht zu lehmig (oder im Winter gesammelte Maulwurfserde)
- 1/3 Reife-Kompost (2-3 Jahre alter Reife-Kompost, der kaum noch Nährstoffe enthält aber Wasser und Nährstoffe binden kann)
- 1/3 Zuschlagsstoffe (Quarzsand, Gesteinsmehl, Lavagrus usw.)
Erden sieben und gut mischen, dazu je nach Verwendungszweck:
- Bewurzelungspulver (insbesondere für Jungpflanzen und Stecklinge, Dosierung s. Produkt)
- Perlite (insbesondere für Jungpflanzen und Stecklinge, Dosierung s. Produkt)
- Neutrales Gesteinsmehl (3-5%)
- Algenkalk (für kalkliebende Pflanzen, wie z.B. Lavendel)
- Rhododenron-Erde statt Gartenerde für Hortensien und alle Heidepflanzen (saure Erde, insbesondere für Stecklinge)
- Kein fester Dünger - für Jungpflanzen in Töpfchen ist verdünnter Flüssigdünger (einfacher Blumendünger) viel genauer zu dosieren. Wann mit dem Düngen begonnen wird ist unterschiedlich und erfordert etwas Fingerspitzengefühl > Samen, Sämlinge und Jungpflanzen - Düngen
Die Erden müssen nicht unbedingt sterilisiert werden, wenn sie kühl und trocken gelagert wurden oder frisch 'vom Feld' stammen, das mache ich nur dann, wenn ich den Verdacht habe, dass sich Samen oder Pilze darin befinden könnten. In der Regel ist es nicht notwendig.
Eine Erde für Alles?
Ja, kann man machen, besser ist es für mediterrane Kräuter einen höheren pH-Wert zu erreichen, pH 6,5-7 wäre ideal, das erreicht man mit Algenkalk (Dosierung siehe Verpackung, ein schneller pH-Test ist hilfreich >Ein bisschen Bodenchemie). Genau das Gegenteil ist für z.B. Hortensien-Stecklinge der Fall, sie benötigen saure Erde und damit die nicht so schnell austrocknet, kann Perlite zugegeben werden.
Für
Schwachzehrer darf der Sandanteil höher sein, für
Starkzehrer der Humusanteil (z.B.: 40:40:20). Für jede Pflanzenart die individuell richtige Anzuchterde zu mischen ist etwas für Profis, das muss aber auch nicht sein.
Wichtig: alle sterilisierten Erden sind ‚klinisch tot‘
D.h. es befinden sich keine lebenden Mikroorganismen mehr darin, die für das Wachstum der Pflanzen doch so wichtig sind. Die Erden sollten deshalb wieder zum Leben erweckt werden, d.h. aktiviert werden. Dazu gibt es verschiedene EM Produkte (Effektive Mikroorganismen) auf dem Markt, die einen Mix aus Bakterien, wie z.B. die wichtigen Milchsäurebakterien und Photosynthese-Bakterien, Hefepilze, Algen usw. enthalten. Sie werden stark verdünnt angewendet, sind deshalb sehr preiswert und für alle Pflanzen in Garten und Haus anwendbar. EM sind keine Dünger sondern Organismen, die den Boden beleben. Das muss nicht unbedingt sein, macht aber durchaus einen bemerkenswerten Unterschied!