Fingerhut

Digitalis

(Scrophulariaceae)

GR-Fr, 1-2, so-hs, 60-120 cm, V-VII

Lehmig-humos, pH-7 (5,5-6,5), NPK++, Z4-6, 🐌!

Den leider ziemlich giftige Fingerhut pflanze ich immer wieder gerne, schon wegen der Hummeln, die in den schönen Glocken fleißig Nektar saugen und manchmal ein Nickerchen halten. Außerdem ist er ein Halbschattengeschöpf, dafür habe ich gute Standorte. Besonders gerne in Gärten kultivierte Arten der Digitalis sind:


  • Roter Fingerhut (Digitalis purpurea), häufig Gartenformen der einheimischen Wildstaude
  • Gelber großer Fingerhut (D. grandiflora/ambigua)
  • Gelber Fingerhut (D. lutea)
  • Englischer Fingerhut (Digitalis x mertonensis), Hybride aus D. purpurea und D. grandiflora

Roter Fingerhut (Digitalis purpurea)

Die in der Regel zweijährige Staude hat bei mir schon mehrere Jahre überlebt. Ein andermal ist nur eine von 5 Pflanzen angegangen und hat im darauffolgenden Jahr geblüht. Mal so, mal so. Es ist mir ein Rätsel geblieben, woran das lag. Ganz schön unverfrohren finde ich, Digitalis purpurea blühend im Topf anzubieten, wie es manche Gartencenter immer noch machen. Die Freude währt nur kurz, nach der Blüte gehen die Pflanzen ein, ob man sie auspflanzt oder nicht - ein teurer Spaß ist das.


Gelber großer Fingerhut (D. grandiflora/ambigua)

Der bis zu 120 cm hoch werdende hellgelbe Fingerhut ist eine sehr langlebige Art für naturnahe, warme Standorte mit langer Blütezeit von Juni bis August. Er ist sehr winterhart und seine Rosetten sind wintergrün, sie sollten nie ganz von Laub zugedeckt werden damit auch im Winter Photosynthese betrieben werden kann. Die Gartenformen sind eindeutig Starkzehrer. Dennoch, man sollte die Pflanze nie überdüngen. Digitalis grandiflora gedeiht gerne auf kalkarmen steinigen, lehmigen Böden, ist für meine Verhältnisse also ideal.


Gelber Fingerhut (D. lutea)

Dies ist eine weitere unserer einheimische Wildformen, ebenfalls mit hellgelben, etwas kleineren Blüten. Sie wächst auf  kalkhaltigen, lehmigen Böden mit einem neutralen pH-Wert und verträgt auch gut Trockenheit. Nach 3-4 Jahren muss die Pflanze jedoch geteilt werden, wenn man sie erhalten will.


Englischer Fingerhut (D. mertonensis)

Hier handelt es sich um eine mehrjährige englische Hybride, ca. 60 cm hoch und eher für den Beetvordergrund geeignet. Reizend altmodisch sieht er aus, wie Oma´s Unterwäsche in lachsrosa, eine Augenweide! Bei mir hat er leider noch nie eine zweite Saison durchgehalten, sollte jedoch mehrjährig sein. Das kann aber gut an unserem doch etwas rauen Klima liegen.

Pflanzen

Der Fingerhut ist nicht sehr anspruchsvoll, wenn er nicht von Schnecken gefressen wird, die das Gift offenbar aufregend finden. Trotz der angeblichen Schneckenresistenz finden sich bei mir häufig typische Fraßstellen. Er schätzt nährstoffreiche, lehmige, leicht saure Erde, normale Gartenerde ist jedoch vollkommen in Ordnung (Ausnahme Digitalis lutea, s. o.)


Digitalis kann angeblich aus Töpfen ganzjährig, solange es frostfrei ist, gepflanzt werden. Ich habe jedoch nur gute Erfahrungen gemacht, wenn sie nach den Eisheiligen, also ab Mitte Mai ins Beet gesetzt werden. Besonders schön sind größere Gruppen, dafür habe ich nur leider keinen Platz. Erwähnenswert ist außerdem, dass die schönen Glocken zwar aufrecht, aber nur dem Licht zugewandt wachsen, das sollte man bei der Wahl des Standortes beachten, sonst sieht man die Blüten nur von hinten.


Pflegen

Im Frühjahr benötigen die Gartenformen der D. purpurea und D. grandiflora Dünger in Form von kalkarmem Kompost, Hornspänen oder Staudendünger, jedoch nicht übermäßig Stickstoff. Einmaliges, eher vorsichtiges Düngen reicht vollkommen aus. Volle, heiße Sonne vertragen Digitalis weniger, die Blüten welken schneller , da hilft auch oft Gießen nicht sehr viel.

Vermehren

Ein schöner Zug von Fingerhüten ist, dass sie sich selbst gerne vermehren. Also im Frühjahr auf Sämlinge achten. Tun sie es nicht von selbst, kann man nachhelfen - die beste Zeit für die Aussaat ist August, also gleich nach der Samenreife an Ort und Stelle. Mal klappt das, mal auch nicht. Das ist bei Stauden häufig so, man muß nur ein wenig Vertrauen zur Natur haben. Anzucht im Frühjahr wird häufig nicht empfohlen, teilen dagegen oft, bei einer Pfahlwurzel dürfte das jedoch schwierig sein. Kleinere ‚Tochterrosetten‘ kann man jedoch abzwacken und verpflanzen. Werden welche gebildet, läßt man sie am besten aber vor Ort weiter wachsen, sie blühen, wenn sie dick und kräftig genug sind, meist schon im folgenden Jahr.

Traum-Partner

Schön sind Digitalis komischerweise immer dort, wo sie sich selbst ansiedeln. Sie passen wunderbar zu Rodgersien, Wald- und Pfirsichblättrigen Glockenblumen und zu hohen Farnen - dann kommt die Waldfee! Und wenn man ein paar bemooste große Steine dazulegt, funkelt der Zauberstab!

Digitalis laevigata am Naturstandort


Für die, die es interessiert: An ihrem natürlichen Standort habe ich die schöne Pflanze beim Wandern im Učka-Nationalpark in Kroatien gesehen, sie ist am adriatischen und östlichen Mittelmeer (Triest bis Griechenland) in höheren Lagen zu finden, verbreitet sich durch Selbstaussaat und wird zu den kurzlebigen Digitalis-Arten gezählt. Sie wuchs verstreut auf einer Waldlichtung mit steinigem, festem und ziemlich trockenem Boden. Die Fotos entstanden im August.

Pflegeplan

Vorfrühling II-III Frühling IV-V Sommer VI-VII Spätsommer VIII-X Herbst/Winter XI-I
Schnecken! Blattrosetten frei halten D: Kompost/ Hornspäne, Staudendünger RS/einige Samen ausreifen lassen - -