Alle Infos auf einen Blick

Als ich anfing mich mit Stauden zu beschäftigen, hatte ich ein klares Ziel: einen pflegeleichten, sich selbst erhaltenden Garten, der in unsere Landschaft passt, vielen nützlichen Tierchen Nahrung bietet und auch ökologisch wertvollen Wildstauden Raum gibt.


Sehr schnell wurde mir klar, daß Stauden, weil sie lange Jahre an einem Standort gedeihen wollen, in ganz besonderer Weise von wichtigen Standortfaktoren, wie Bodenart, Feuchtigkeit, Lichtbedarf, Nährstoffe und ganz besonders auch vom Zusammenleben mit Insekten, Pilzen, Bakterien, Algen und Kleinstlebewesen abhängig sind, die in einer symbiontischen Gemeinschaften zusammenleben.


Dafür wird aber mehr Know-How gebraucht, als auf einem Verkaufsschild steht. Findet man keinen fachkundigen Verkäufer (und man findet in der Regel keinen), kann man viel Geld loswerden und erlebt eine herbe Enttäuschung nach der anderen. Ich wette, das ist der Hauptgrund dafür, warum viele mit ihrem Garten abgeschlossen haben oder nur noch Kriechwacholder, Kirschlorbeer und Thujahecken pflanzen. Traurig aussehende Pflanzen machen keinen Spaß -  wer wirft schon gerne Geld zum Fenster hinaus und Pflanzen auf den Müll!


Die Angaben zu sammeln war und ist ein Stück Arbeit. Obwohl international bekannte botanische Gärten, vor allem in England und USA sowie teure Fachbücher viel Wissen und große Datenmengen zur Verfügung stellen, für die Praxis eines oberbayerischen Hausgartens braucht man kompaktes, relevantes Wissen, und dies immer wieder griffbereit im Laufe eines Gartenjahres. Langes zusammensuchen in Katalogen, Büchern oder im Internet mag ich nicht, wenn ich die Pflanzkelle in den Hand habe.

Infostreifen: Alles auf einen Blick



Bsp:        Duftnessel

Agastache rogusa, A. pallida und Hybriden

(Lamiaceae)

GR-Fr, 💧1-2, ☀️so-hs, 60-130 cm, VI-X

Sandig-humos, pH+/-7, NPK++, Z6-Z8, 🐌!

Erster Abschnitt:


Die deutschen Namen sind je nach Region unterschiedlich und oft historisch interessant, da sie auf die frühere Verwendung oder Heilwirkung hinweisen (z.B. Färberkamille, Tollkirsche, Beinwell). Nur die botanischen bzw. lateinischen Namen (Pflanzenfamilie in Klammern) ermöglichen jedoch eine eindeutige Zuordnung und die Suche nach guten Informationen im Internet. Webseiten, die nur aus knallbunten Bildern und Werbung bestehen taugen nichts.

Zweiter Abschnitt


1. Lebensbereiche: (> Lebensbereiche und Klimazonen)

G       - Gehölz

GR    - Gehölz-Rand

Fr      - Freifläche, nährstoffarm

              SH - Steppenheide, kalkreich

              H - Heide, saure Erde

St       - Steinanlagen, nährstoffarm (Mauerkronen, Kies usw.)

B        - Beet, nährstoffreich

WR   - Wasserrand
W      - Wasser


2. Feuchtezahl:

💧1 trockener Boden

💧2 frischer Boden

💧3 feuchter Boden

💧4 nasser Boden (ständig feucht)

💧5 - 8 Wasserzonen


3. Lichtbedarf:

☀️so - vollsonnig

☀️hs - halbschattig

☀️abs - keine direkte Sonne aber hell

☀️s - schattig


4. Wuchshöhe: z.B. 80-100 cm


5. Blütezeit: z.B. V-VII (Mai bis Juli)


6. Bodenart und Humusgehalt: z.B. Sandig, wenig humos oder: Lehmig-sandig, sehr humos


7. pH-Wert: (> Ein bisschen Bodenchemie)

pH -7 : leicht sauer bis neutral (6,5 - 7)

pH 7+: neutral bis leicht basisch (7-7,5)

pH +/- 7 : neutral mit leichten Schwankungen


Wenn der Bereich sehr eng oder extrem ist, sind die genauen Zahlen in Klammern angegeben, z.B. (4,5-5,8) bei einigen Rhododendren.



8. Nährstoffbedarf:

- sehr wenig Nährstoffe, niemals düngen

+ wenig Nährstoffe, vorsichtig und wenig düngen

++ mittlerer Nährstoffbedarf, einmal im Jahr düngen

+++ starker Nährstoffbedarf, meist zweite Düngung sinnvoll


9. Klimazonen:

Winterhärte; rote Zahlen bedeuten, dass die Pflanze nicht ausreichend winterhart ist und ggf. im Haus überwintert werden muß.


Z3 bis -40 °C

Z4 bis -34 °C

Z5 bis -28 °C

Z6 bis -23 °C

Z7 bis -17 °C

Z8 bis -12 °C

Z9 bis -  6 °C

Z10 bis - 1 °C

Z11 usw. tropische Pflanzen, vertragen gar keinen Frost


10. Schnecken! 🐌! Wird gerne von Schnecken verspeist, Austrieb ggf. schützen (z.B. mit einem Kupferring, Schneckenkragen, Pfefferminze, Wolle, Kaffeemehl, Bierfallen, nächtliches Schneckenjagen mit der Taschenlampe (sehr aufschlussreich!) oder sonstige kreative Ideen. Wenn alles versagt: Bio-Schneckenkorn.


🐌, wird von Schnecken in der Regel verschmäht (manchmal haben sie jedoch Heißhunger und fressen alles was sich ihnen in den Weg stellt).











Wichtig!

Klar, daß dies  immer nur Orientierungswerte sein können, man kann sich gut, aber nicht immer auf sie verlassen. Ich habe Pflanzen, die völlig aus dem Rahmen fallen und sich einfach nicht an die Systematik halten wollen! Daß eine Steppen-Pflanze im Vollschatten auf nassem Boden wächst, ist trotzdem ziemlich unwahrscheinlich.


Insbesondere der pH-Wert ist wichtiger als ich zunächst angenommen habe, da sich die Verfügbarkeit von Nährstoffen je nach Bodenreaktion erheblich unterscheiden kann - will man verantwortungsbewußt mit Dünger umgehen, egal ob organisch oder mineralisch, sollte man unbedingt darauf achten - und das ist einfacher als man denkt!


Nicht angegeben habe ich den Pflanzabstand in cm - in den meisten Fällen beträgt er etwa die Hälfte der Pflanzenhöhe (eine Ausnahme sind natürlich Zwiebeln und Knollen). Auch auf die Geselligkeit habe ich verzichtet - darunter versteht man die Art der Pflanzung - einzeln, in kleinen Gruppen, großflächig usw. Im Hausgarten verwendet man überwiegend Pflanzen der Stufe I und II, d.h. einzeln oder in kleinen Gruppen von 3-5 Pflanzen.


Der Infostreifen kann kopiert, ausgedruckt und auf Pflanzschildchen geklebt werden! Das hält nur nicht lange, weil es Amseln lieben die Dinger aus dem Boden zu ziehen - könnte ja ein leckeres Krabbeltier darunter sein.