Olivenbaum
Olea
(Oleaceae)
Fr, 1-2, so, 50-300 cm, VI
Lehmig-sandig, humos, pH +/-7, NPK+,
Z9-11,
Sch
Oliven gehören zu den ältesten bekannten Nutzpflanzen überhaupt. Ich liebe die knorrigen alten Olivenbäume mit ihrem silberschimmerndem Laub, dem lichten Schatten, den kühlen Farben, die mich immer wieder zum Zeichnen und Malen einladen. Meine Olivenbäumchen habe ich geschenkt bekommen, das war gut gemeint, wirklich! Angeblich gehören die Pflanzen ja zu den anspruchlosesten Kübelpflanzen überhaupt. Tatsächlich?
Olivenbäume blühen im Mai oder Juni und tragen Früchte, wenn sie mindestens 6 Jahre als sind, vorher sicher nicht. Dazu benötigen sie einen Bestäubungspartner, heißt: ein Olivenbäumchen ist eine sehr einsame Angelegenheit. Wer die Augen im Mittelmeer-Urlaub offen hat kann sehen, dass Olivenbäume, die nicht in einer Plantage stehen, immer zu zweit gepflanzt werden.
Olivenbäume gibt es in unzähligen Sorten, darauf ist auf den Verkaufs-Schildern im Baumarkt nie die Rede - gemeinhin steht zu lesen Olea europeana, das soll offenbar signalisieren, dass es keine asiatischen Olivenbäumchen sind (noch weniger winterhart, schnell in den Topf gesteckt, schnell zu entsorgen). Eine Sorte ist das nicht.
Wenn ein Wintergarten mit entsprechenden Temperaturen vorhanden ist (kein Wohnzimmer-Wintergarten) und die Überwinterung dann ja auch Sinn macht, sollte sich eine Sorte aus den kälteren Regionen (Pyrenäen, Gardasee etc.) leisten. Für größere Exemplare kann man gut ein paar hundert Euro ausgeben. Ich würde aber auch das niemandem empfehlen, denn diese Freundschaft sollte fürs Leben geplant sein. Olivenbäume erreichen in freier Natur ein wahrhaft biblisches Alter! Für Menschen, die ein Ölbäumchen aus symbolischen Gründen (Hochzeit, Freundschaft, Geburt eines Kindes etc.) geschenkt bekommen, empfehle ich folgende lebensverlängernden Maßnahmen.
Pflanzen
Oliven benötigen Sonne, Sonne, Sonne und nochmals Sonne, und ebenso viel Wärme. Das Substrat sollte möglichst durchlässig (sandig) sein und die Töpfe eher hoch als breit. Sie sind normalerweise mit tief gehenden Wurzeln ausgestattet. Töpfe in denen das Wasser steht, weil das Ablussloch verstopft ist gehen gar nicht. Die Empfehlungen für Substrate sind sehr unterschiedlich. Ich verwende Erde für mediterrane Pflanzen. Ist die zu locker, kommt Sand und Lava dazu. In Istrien wachsen Oliven auf rotem, steinhartem Lehm. In Sizilien im Gebirge auf Lava, in Korsika und Sardinien auf sandigem und steinigem Boden, in gepflegten Parks in bewässerten Rasenflächen! Auf den Boden kann es also nicht wirklich ankommen.
Pflegen
Die trockenheitsliebenden Pflanzen sollten nur sparsam gegossen werden, denn auf Staunässe reagieren Olivenbäume sehr empfindlich. Auch im Topf muss deshalb eine 10 cm Drainageschicht eingebracht werden. Da Olivenbäume einen nährstoffarmen Boden bevorzugen, reicht ein- bis zweimal im Monat ein Dünger für mediterrane Pflanzen (Stickstoff und Kalium, weniger Phosphat). Gute Erfahrungen habe ich auch mit geschroteten Düngelupinen gemacht.
Überwintern
Ideal wäre eine Überwinterung in einem hellen, kühlen Raum bei 5-10 °C. Das kann ich nicht bieten. Pflanzenleuchten habe ich im Keller installiert, da ich dort auch Oleander und anderes mediterrane ‚Gestrüpp’ sowie meine Zitronenbüsche über den Winter bringe. Nur die Olivenbäumchen werfen trotz aller Umsicht beim Gießen immer die meisten Blätter ab. Der Neuaustrieb im Frühling kostet der Pflanze jedesmal sehr viel Kraft. Ein Bäumchen habe ich schon mehr als zehn Jahre, gewachsen ist es in dieser Zeit nicht übermäßig.
Eigeräumt wird, wenn die Temperatur die 5°C Marke dauerhaft unterschreitet. Im Keller herrscht eine Temperatur von ca. 14 °C, also eigentlich zu warm.
Vermehren
Die Vermehrung des Olivenbaums erfolgt durch junge, nicht verholzte Stecklinge. Es sollte warm sein, etwa 20°C und ein Häubchen zum Feuchthalten benötigt man anfangs auch. Das möchte ich gerne einmal ausprobieren, denn eine wichtige Erfahrung im Umgang mit Pflanzen ist, dass sie zwar keine Beine haben um den Standort zu wechseln, sie sind jedoch ungeheuer anpassungsfähig an neue Lebensräume!
Lieblings-Sorten
Ich habe meine Oliven geschenkt bekommen. Da diese Bäumchen normalerweise schnell veredelt und gezogen werden, nehme ich den spärlichen Wuchs nicht persönlich. Wenn ich eines neu anschaffen würde, würde ich zu einer Sorte greifen (es gibt etwas 1000 verschiedene) die am Gardasee wächst oder in den Pyrenäen und bedingt frosthart ist, so sollte es jedenfalls sein: z.B ‘Arbequina’, ‘Lessini’, ‘Cornicabra’, ‘Ascolana’, ‘Picual’, ‘Leccino’, ‘Hojiblanca’ oder ‘Empeltre’. Die aus Südfrankreich stammende Sorte ‘Aglandou’ soll ebenso wie die italienische Sorte ‘Frantoio’ Selbstfruchtbarkeit mit Frosttoleranz vereinen.
Traum-Partner
Olivenbäumchen lieben das Leben zu zweit, bestenfalls vielleicht auch in einem Topf. Eine Unterpflanzung ist nicht zu empfehlen, optisch sehr schön sind einige wenige helle Steine. Damit wird der Topf gut standfest, auch wenn es mal mit dem mediterranen Klima bei uns nicht so klappt.
Pflegeplan
Vorfrühling II-III | Frühling IV-V | Sommer VI-VII | Spätsommer VIII-IX | Herbst/Winter XI-I |
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- | Vorsichtig auswintern und düngen | RS nach Blüte möglich (neuer Austrieb) | Flüssigdünger reduzieren | Einwintern |