Pfeifenstrauch
Philadelphus coronarius
(Hydrageaceae)
GR-Fr, 2, so-hs, 200-500 cm, VI-VII
Lehmig, humos, pH+/-7, NPK+, Z5,
Sch
Der Pfeifenstrauch oder Bauernjasmin stammt aus der Familie der Hortensiengewächse und ist von Südeuropa bis hin zum Kaukasus verbreitet. Bei uns in Oberbayern ist er oft zu sehen. Strahlend schön sind die weißen Blüten, die zur Zeit der Sommersonnenwende in voller Blüte stehen und die warmen, hellen Sommernächte mit ihrem Duft beleben.
In jungen Jahren wächst der Pfeifenstrauch aufrecht, später überhängend und er wird in relativ kurzer Zeit drei bis vier Meter hoch. Wir haben eine Sorte gepflanzt, die angeblich nur 2 Meter hoch wird. Nach einem Jahr hatte er dies jedoch schon übertroffen und bei der Züchterei ist auch der ursprünglich intensive Duft nur noch in abgeschwächter Form vorhanden. Erstanden haben wir den Strauch in einer Baumschule, die nicht gerade um die Ecke lag. In einem Münchener Garten-Center bekommt man so etwas nicht. Das schöne Gehölz ist offenbar zu profan - warum auch einen solchen Strauch pflanzen, wenn es winterharte Palmen oder Feigenbäume gibt! Und dann wollten wir unbedingt auch noch eine ungefüllte Sorte!
Philadelphus coronarius Hybride ,Erectus‘ © vogg-pe.de
Pflanzen
Ob Sonne oder Halbschatten – der Pfeifenstrauch kommt mit beidem klar, er blüht jedoch schöner mit Sonnenschein als ohne. Ein eigentlich sehr robustes Gewächs, nur andauernde Trockenheit schadet ihm, immerhin ist er ja ein Hortensiengewächs. Bauernjasmin wird im Herbst gepflanzt und wächst schnell gut an. Besonderheiten bei der Pflanzung gibt es nicht.
Ich habe, da es am Pflanzort sehr lehmig und wenig humos im Untergrund zuging, etwas Pflanzerde und Sand in die Erde gemischt. In die oberste Schicht kam eine Hand voll Hornspäne, das wars. Einschlämmen und in den ersten Monaten für zuverlässige Wasserversorgung sorgen versteht sich von selbst.
Pflegen
In diversen Ratgebern, die sich zum Ziel gemacht haben, dem Amateur-Gärtnern das Leben möglichst schwer zu machen steht geschrieben, dass Hornspäne als reiner Stickstofflieferant für den Strauch nicht geeignet sind. Düngen sollte man jedes Frühjahr beim Austrieb mit einem organischen Volldünger, der das Gehölz auch mit Phosphor und Kalium versorgt. Wenn er schlecht wächst und blüht, soll eine zweite Gabe Ende Juni sinnvoll sein. Was für ein - Verzeihung - Unsinn! Bauernjasmin braucht normalerweise gar nichts, es sei denn, man hat einen sehr, sehr mageren Boden - dann würde ich aber zu anderen Pflanzen greifen!
Die schwarze Bohnenlaus
Im Frühjahr ist der Bauernjasmin ein gefundenes Fressen für Blattläusen, insbesondere die unschöne Schwarze Bohnenblattlaus (Aphis fabae). Leider ist der Pfeifenstrauch einer Ihrer Sommerwirte. Normalerweise ist dies, wie beim Holunder, nur ein vorübergehendes Problem, solange es noch nicht genügend Räuber im Garten gibt. Wenn es aber sehr dick kommt, meist bei gutem Wetter, kleben schwarze Trauben an den jungen Trieben, die sich auch mit dem Gartenschlauch nicht wegspritzen lassen. Ich verwende verdünnte Milch mit einem Tropfen Spülmittel oder, wenn es ganz arg kommt, Neemöl-Präparate. Sobald die ersten Räuber auftauchen, das ist meist in den ersten Juni-Wochen der Fall, ist der Spuk so schnell vorbei wie er gekommen ist.
Damit die Läuse nicht gleich
Sommer- und Winterwirte (Pfaffenhütchen und Schneeball) bequem daneben stehen haben, sollte man sich unbedingt bei einer Verwendung in blühenden Hecken kundig machen, welche Nachbarpflanzen in Frage kommen und welche man lieber nicht verwendet. Im Herbst fliegen die Blattläuse zur Überwinterung jedoch unaufhaltsam durch die Gegend. Also: für die Vermehrung von Marienkäfern und Schwebfliegen sorgen, damit sich ein Gleichgewicht einstellen kann, das wirkt dann sogar über die Grenzen des eigenen Gartens hinaus!
Ebenfalls mit schwarzen Blattläusen gesegnet ist der
Holunder, allerdings mit einer anderen Art
(Aphis sambuci).
Die schwarze Bohnenlaus ist jedoch weit gefährlicher, da sie für den Gemüseanbau (Bohnen, Rüben, Kräuter) manchmal zur Plage werden kann. Leider übertragen Blattläuse auch Pilzkrankheiten. Bei uns wurde dies jedoch noch nie zum Problem. Aufpassen muss man auf sein Gemüse aus ganz anderen Gründen.
Schneiden
Der Pfeifenstrauch ist sehr gut schnittverträglich, wie bei Forythie und Pfaffenhütchen kann man gleich nach der Blüte loslegen. Zur Verjüngung schneidet man alle zwei bis drei Jahre etwa ein Drittel der älteren Triebe dicht über dem Boden zurück, das mache ich dann allerdings im Spätwinter.
Junge Triebe mit glatter Rinde bleiben stehen, denn an deren Verzweigungen blüht der Strauch im nächsten Jahr. Der gesamte Strauch kann nötigenfalls auch ganz auf den Stock gesetzt werden, also bodennah komplett zurückgeschnitten werden, allerdings lässt eine üppige Blüte dann für die nächsten beiden Jahre auf sich warten.
Vermehren
Hätte ich gewußt, dass es reiner Zufall ist, wie stark ein Pfeifenstrauch duftet oder auch gar nicht, wäre es sicher leicht gewesen, eine duftende Pflanze zu suchen und um ein paar Stecklinge zu bitten. Die lassen sich im August schneiden und problemlos vermehren, allerdings müssen sie kühl, frostfrei und hell über den Winter gebracht werden, dafür habe ich in mangels Gewächshaus im Keller Pflanzenleuchten installiert - und das funktioniert auch wunderbar! Da der Strauch aber sehr schnell wächst, lohnt sich das sicherlich, bevor man ungeahnte Überraschungen erlebt.
Lieblingssorten
Kreuzungen des Philadelphus gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Wir hatten uns für die nur 200 cm hoch werdende, ungefüllte Sorte ‚Erectus’ entschieden, wegen des Duftes, des aufrechten Wuchses und der großen, klaren und reinweißen Blüten.
Philadelphus coronarius ‚Erectus’ , reinweiß, ca. 200 cm,
Philadelphus coronarius (Wildform), reinweiß, 300-500 cm,
Traum-Partner
Der Pfeifenstrauch verdeckt bei uns geschickt den Kompost in der lange Ecke des Gartens. Er ist aber auch für naturnahe Hecken, also eine ohne den beliebten „Hausmeisterschnitt“ wunderbar geeignet. Dazu passen Wildrosen, Kornellkirsche (Cornus mas), Flieder (Syringa vulgaris) und Brautspiere (Spirea x arguta).
Pflegeplan
Vorfrühling II-III | Frühling IV-V | Sommer VI-VII | Spätsommer VIII-IX | Herbst/Winter XI-I |
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Ggf. Schneiden | D: ggf. etwas Kompost | Ggf. Schnitt gleich nach der Blüte (Form) | Ausreichend gießen | - |