Duftender Kompost

Wenn Kompost stinkt, ist etwas faul - das darf wörtlich genommen werden, denn normalerweise duftet Kompost nach frischer Erde, Wald und Pilzen. Ich mag gar nicht mehr daran denken, dass ich früher Herbstlaub und Rasenschnitt in riesigen Säcken zum Wertstoff-Hof gefahren habe - und fertig gemischte Erde gekauft habe.


Bestes organisches Material wird damit Jahr für Jahr abtransportiert und fehlt dem Boden im Garten. Damit überhaupt noch etwas wächst, muss dann Kunstdünger eingesetzt werden. Dabei ist die Natur so unglaublich sparsam und effektiv mit ihren jahrtausendealten Recycling-Abläufen. Da gibt es keine Wasser-, Material- oder Energieverschwendung. 

Kompost Sammelbehälter und Kompostecke ©  garten-puk.de

Nur Kompost, Dung und Gründüngung tragen langfristig zum Humusaufbau bei. Das schafft keine gekaufte Terra Preta, kein Elexierchen, keine Tees, Brühen, Pülverchen und Jauchen, keine Opfergaben und kein Regentanz.

Der richtige Zeitpunkt

Bei der Kompostierung wird der ewige Kreislauf des Humusaufbaus im Wald und auf der Heide nachgeahmt. Kompost sorgt für die Ernährung der Bodenlebewesen, die den Boden langfristig mit Nährstoffen anreichern und ihn in immer kleinere Teilchen zersetzen, bis diese als Mineralsalze von den Pflanzen aufgenommen werden können. Dieser Prozess ist langfristig angelegt und sorgt auch langfristig für Fruchtbarkeit - kostenlos!


An der Entstehung von Humus durch das Kompostieren sind außer den vielen sichtbaren Regenwürmern, Tausendfüßlern, Asseln, Ählchen, Larven und unzähligen anderen Tierchen auch maßgeblich Mikroorganismen wie Bodenbakterien, Algen und Pilze beteiligt: Kompost lebt - und was lebt betreibt Stoffwechsel und dazu sind Sauerstoff, Wärme und Feuchtigkeit notwendig, sonst funktioniert das nicht. 


Für richtig guten Kompost brauchst du mindestens zwei Behälter - und über den Winter vielleicht einen dritten, indem nur gesammelt wird. ‚Gebaut‘ wird der Kompost dann, wenn die Temperaturen langsam steigen und es noch genügend regnet, das ist im April und Mai optimal. Und zu dieser Zeit sind auch die Bodenlebewesen am aktivsten, wer hätte das gedacht?

Der richtige Platz  und Behälter

Da mein Platz im Garten beschränkt ist, verwende ich für meinen Kompost eine Drahtgitter-Rolle (80-120 cm breit), die es in jedem Baumarkt zu kaufen gibt. Eine Stück mit ca. 80 - 100 cm Durchmesser, das sind ca. 250-300 cm der Rolle,  ist schnell auf eine alte Holzlatte aufgetackert und mit 2-3 Rosenstäben aus Eisen fixiert, schon kann Laub, Gras- und Heckenschnitt ordentlich aufgeräumt werden. Die Rolle kann flexibel aufgebaut werden wo gerade Platz ist und läßt sich jahrelang wiederverwenden. Der obere Rand wird 10 cm nach außen umgestülpt, das gibt mehr Stabilität.


Optimal ist ein Plätzchen im Halbschatten unter einem Baum oder entlang einer Hecke, damit die Sonne den Kompost nicht so schnell austrocknet. Wichtig ist außerdem, dass der Boden auf dem er steht offen ist, damit die Viecherl aus dem Boden in den Behälter kreuchen können. Für eine bessere Durchlüftung kommen zuunterst immer etwas gröbere Äste und Ästchen auf den blanken Boden. Grassoden können umgedreht selbstverständlich auch in den Kompost. Luftdichte Stellen, in denen es zu anaeroben Gärungsprozessen kommen kann, sollten immer vermieden werden, das kann bei zu dichtem, nassem Grasschnitt der Fall sein.

Nützliche Gerätschaften

Kompostsieb, Grab- oder Mistgabel, Astschere und ggf. ein kleines Hackbeil (statt ‚Leise-Schredder‘, den kein Mensch wirklich braucht, ausgenommen Großgarten-Besitzer), eine strapazierfähige Plane für den Rasen auf die man das Kompostsieb stellen und sieben kann (ca. 4-5 qm) ist auch sehr praktisch und kann für viele andere Zwecke ebenfalls sehr hilfreich sein.


kompost anlegen, schichten und Mischen

Im April oder Mai ist es dann soweit: ein neuer Kompost kann geschichtet werden. Dies dient in ersten Linie der Beschleunigung des Prozesses, denn auch wenn man Gartenabfälle nur einfach auf einen Haufen schichtet entsteht im Laufe der Jahre Kompost, es dauert nur länger.


Was bisher gesammelt wurde wird aufgenommen und in einem leeren Drahtbehälter gemischt.


  • Feines mit Grobem
  • Feuchtes mit Trockenem
  • Stickstoffreiches mit Stickstoffarmem


Nach jeder 20-cm-Schicht streue ich eine handvoll Steinmehl ein. Das Steinmehl puffert den Kompost etwas und hält die Feuchtigkeit. Wird neutraler Kompost gebraucht, kann Gartenkalk dazu, der kann allerdings auch noch bei der Mischung einer fertigen Pflanzerde dazugegeben werden.


Kompostbeschleuniger verwende ich nicht, einfach weil es nicht notwendig ist und weil ich für so viel Kompost unterm Jahr kaum Verwendung finde. Stattdessen wird halbfertiger Kompost (das was nicht durch das Wurfsieb geht), und/oder Gartenerde als ‚Starter‘ nach jeder Schicht aufgebracht. Wenn eine Schicht sehr trocken ist, kommt noch eine Gießkanne Wasser darüber. 


Dieses Prozedere wiederhole ich nun, bis der Behälter voll ist. Nach ein paar Wochen, sobald die Wärme ausreicht, sieht man, wie der Haufen zusammenfällt, dunkler und dichter wird. Es funktioniert! 


Den ganzen Sommer über können auf den zusammengesunkenen Kompost neue Schichten gelegt werden. Spätestens im nächsten Frühjahr ist der Kompost fertig, meist kann aber schon im Herbst ein Teil verwendet werden. Was keinen Platz findet, wird in einem anderen Behälter gesammelt.


Wichtig sind ausreichend Feuchtigkeit und Wärme, bei Trockenheit arbeiten die Mikroben nicht. Ab 20°C arbeitet der Kompost optimal, ab 40°C wird es zu heiß (im Kompost entstehen dann Temperaturen bis zu 70°C!).

Was Kann auf den Kompost, was nicht

Für einen Hausgarten fallen sehr viele Dinge, die in der Landwirtschaft kompostiert werden können schon einmal weg, dazu gehört Mist, Dung und alles Tierische und Gekochte, das lockt nur Tierchen an, die nicht unbedingt willkommen sind.


Ob kompostierbare Katzenstreu auf den Kompost kommt? Nun, das soll jeder selbst entscheiden. Eines sollte man jedoch wissen: in einem normalen Gartenkompost mit Grün-, Rasenschnitt und Gemüseabfällen aus der Küche entstehen nicht so hohe Temperaturen, die nötig wären um alle unerwünschten Bakterien und Parasiten in Tierkot abzutöten.


Was kann auf den Kompost?

  • rohe Küchenabfälle (kein Fleisch, Fisch, Käse, Brot und bereits Gekochtes)
  • Kaffe- und Teereste, Bio-Bananen, -Zitronen, -Orangen, Kartoffelschalen, Gemüse- und Obstreste, Salat etc.
  • Grasschnitt, Heckenschnitt, Holzspäne, kleingeschnittene Ästchen und Zweige (10 cm lang)
  • Verbrauchte Topf- und Blumenkastenerde, Grassoden (umdrehen!), Fallobst und Wurzeln
  • Haarschnitt, Wolle (ungefärbt), Federn (nicht zu viel, aber für Nestbauer immer willkommen)
  • Holzasche (keine Steinkohlenasche), unbedruckte braune Kartons, Eierkatons und Packpapier (alles in kleineren Mengen)


Was nicht?

  • Keine Fette und Öle, keine Eierschalen (das lockt Marder und Mäuse an)
  • Kein Schnitt von gefährlichen Baumkrankheiten wie z.B. Feuerbrand, Buchsbaum-Schnitt mit Buchsbaumzünzler, Rosenschnitt mit Rosenrost, Mehltau usw. 
  • Kein farbig bedrucktes Papier von Illustrierten, Katalogen, Werbung
  • Metal, Kunststoffe, Gummi, behandelte oder gestrichene Holzteile


Kompost aufbereiten und verwenden

Der Kompost braucht ca. 1 Jahr bis er gut durchgerottet ist und durch ein Wurfsieb geworfen werden kann. Noch nicht ganz verrottetes Material kommt wieder auf den (neuen) Kompost. Die entstandene krümelige und wunderbar duftende Komposterde wird im Frühling in die oberste Erdschicht eingearbeitet. Drei Liter Kompost pro qm genügen vollkommen. Das gilt für alle Stauden, Gemüse und Obst. Das Thema ‚Düngen‘ ist nach 2-3 Jahren 'Kompostwirtschaft' erledigt, der Boden ist dunkler geworden und wird von vielen verschiedenen Regenwürmern bewohnt. Außer Kompost benötigt der Boden nichts mehr, und genau so sollte es sein.


Meine Großeltern bekamen von der Weberei in der sie beide arbeiteten eine Werkswohnung und einen Schrebergarten zugeteilt, sie waren zu einem guten Teil tatsächlich Selbstversorger. Oft gab es in den Gärten Hasenställe oder ein paar Hühner. Nichts, aber auch gar nichts wurde weggeworfen. Der Kompost wurde gemeinschaftlich angelegt, gehegt und gepflegt und der Gartenboden war wunderbar fruchtbar!


Kompost, der nicht verbraucht wird, läßt man weiter reifen. Nach drei Jahren erhält man eine sehr humusreiche Krume: sogenannten Dauerhumus.


Verwendung von frischem Kompost: 

Entsteht nach relativ kurzem Rotteprozess ab ca. 6 Wochen bis einigen Monaten, das hängt vom Wettergott und der Zusammensetzung ab. Er wird zur Herbstdüngung für starkzehrende Pflanzen und Frühjahrsdüngung verwendet und ist noch sehr nährstoffreich. Frischer Kompost darf nie tief in die Erde eingearbeitet werden sondern wie alle organischer Dünger nur oberflächlich.


Verwendung von abgelagerter Kompost (Reifekompost oder Dauerhumus):

Nach etwa 3 Jahren entsteht feinkrümeliger Dauerhumus, der ein erstklassiger, langfristiger Bodenverbesserer ist aber nur wenige Nährstoffe enthält. Er enthält Verbindungen, sogenannte Ton-Humus-Komplexe, die in der Lage sind, Wasser und Nährstoffe im Boden zu speichern. Er verbessert damit langfristig die Bodenstruktur. Fein gesiebt und mit Sand gemischt (50:50) ergibt er eine sehr gute Anzucht- und Jungpflanzenerde.


bester  Dauerhumus und Pflanzerde

Pflanzerde ist dann die Beste, wenn Dauerhumus mit gesiebter Garten-Erde gemischt wird. In welchem Verhältnis, hängt von der vorhandenen Erde ab, da hat wohl jeder Gärtner sein Spezialrezept. Wirklich falsch machen kann man jedoch nichts.


Zur Strukturverbesserung können in kleinen Mengen > Mineralische Zuschlagstoffe beigemischt werden. Ist der Boden sehr sandig und wenig humos nimmt man mehr Reifekompost und sorgt mit Gesteinsmehl für mehr Wasserhaltefähigkeit. Ist er lehmig und undurchlässig wird Reifekompost und Sand verwendet. 


Da ich in meinem Garten überwiegend Pflanzen habe, die einen leicht sauren und humosen Boden bevorzugen, gebe ich keinen Algenkalk in den Kompost. Für Lavendel, Macchiakräuter und Pflanzen, die mehr Kalk benötigen und einen wenig humosen Boden bevorzugen (Iris, Sedum, Akelei, viele Paeonien usw.) mische ich die Erden mit Algenkalk, Sand und ggf. mit Lavagrus, das ist alles. Jeweils ein 5-10 kg Beutel davon reicht für Jahre. Ein pH-Test (Teststreifen) ist schnell gemacht und hilfreich (> Ein bisschen Bodenchemie). Der pH-Wert meines Kompostes schwankt ein wenig, liegt im Durchschnitt aber bei 6, das ist für die meisten Pflanzen recht gut.


Eine Ausnahme bilden Rhododendren, Hortensien und Heidekrautgewächse, für sie müßte extra saurer Kompost angesetzt werden, das lohnt sich für mich jedoch nicht. Also brauche ich im Frühjahr einen Sack Rhododendronerde, leider.


Wer die Möglichkeit hat, kann aus halbverrottetem Laubkompost (Eiche, Buche, Nadelstreu), Rindenkompost, Rinderdung (oder Palletts) sowie Bausand je zu gleichen Teilen saure Erde ohne Torfzusatz selbst herstellen. Spezielle Rhododendron- oder Hortensiendünger sorgen zusätzlich für die notwendigen Spurenelemente. Sie enthalten auch Ammonium- und Eisensulfat, die ebenfalls für einen sauren Boden sorgen, bzw. in sauren Böden am besten verfügbar sind.


Tiere im Kompost: Rosenkäfer

In meinem Komposthaufen leben das ganze Jahr über Dutzende von Rosenkäfer-Larven und -Puppen (Cetonia aurata), die ich beim Umstechen und Sieben besonders vorsichtig einsammle und wieder in den Kompost setze. Die schönen, smaragd-grünen schillernden Käfer werden bis zu 20 mm groß und stehen unter Naturschutz.

Die Raupen sehen aus wie Engerlinge von Maikäfern, sind aber wesentlich größer, gut 5 cm lang und ziemlich dick. Sie ernähren sich hauptsächlich von Blütenstaub und richten keinen Schaden an. Larven in Blumentöpfen knabbern allerdings mangels Nahrung auch Wurzeln an, die versetze ich vorsichtig in ihr natürliches Habitat.


Rosenkäfer legen ihre Eier in modriges, altes Totholz und in Komposthaufen. Die Kokons der verpuppten Larven sehen aus wie Muskatnüsse, gehen aber leicht kaputt. Bis ein Käfer im Frühjahr schlüpft, dauert es mehr als zwei Jahre. Bis dahin überwintern Larven und Käfer in meinem Komposthaufen und stehen dort unter meinem persönlichen Schutz.